Biometrische Systeme auf dem Prüfstand: Wie sicher sind sie wirklich?

11.12.2023 - Biometrische Authentifizierungssysteme werden immerzu häufiger angewendet, um den Zugriff auf vertrauliche Informationen oder Ressourcen zu schützen. Hierbei werden individuelle menschliche Merkmale wie Fingerabdrücke, Gesichtserkennung oder Iris-Scans als Option zu üblichen Authentifizierungsmethoden mit Passwort, PIN & Co. verwendet. Doch wie sicher sind diese Biometriesysteme wirklich?

In einer Umgebung, in welcher der Schutz unserer persönlichen Daten wie auch die IT-Sicherheit im Unternehmen ein präsentes Thema ist, spielen biometrische Authentifizierungssysteme eine immerzu zentralere Rolle, angesichts immer raffinierterer Hacker-Methoden. Die Gesichtserkennung zum Entsperren des iPhones („Face ID“) kennt sicher inzwischen jeder. Auch Fingerabdruckscanner sind auf Mobiltelefonen bereits weit verbreitet. Kein Rätsel also, dass Akzeptanz und Nutzung biometrischer Verfahren statistisch betrachtet immer mehr wachsen, vor allem im Bereich Finanzdienstleistungen, wie die PwC-Studie von 2022 ergab. Aber was ist mit Iris-Scans? Welche weiteren biometrischen Authentifizierungsmerkmale gibt es? Und wie sicher sind diese? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Vorteile und Mängel biometrischer Authentifizierungssysteme.

Bevor wir tiefer in das Themengebiet biometrische Authentifizierungssysteme einsteigen, wollen wir einleitend aber noch knapp die nötigen Grundlagen erklären: „Biometrie“ ist eine Wissenschaft, welche sich mit der Messung von Lebewesen beschäftigt. In diesem Fall, dem IT-Umfeld, bezieht sie sich auf die Messung sowie Analyse von physischen wie auch verhaltensbezogenen Merkmalen eines Individuums zur Identifizierung und im Endeffekt zur Identitätsüberprüfung, um Zugang zu Systemen, Räumen oder Endgeräten zu erhalten. Zu den physischen Eigenschaften zählen Fingerabdrücke, Gesichtszüge, Iris-Muster, Handgeometrie sowie vieles mehr, während verhaltensbezogene Merkmale Dinge wie die Art zu reden oder zu schreiben inkludieren.

Biometrische Authentifizierungssysteme: Stärken

Einer der größten Vorteile der biometrischen Identitätsüberprüfung ist die Originalität. Während ein Kennwort, wenn es einmal bekannt ist, von jedwedem (auch missbräuchlich) eingesetzt werden kann, sind die menschlichen Merkmale wie Fingerabdrücke, Gesichtszüge und Iris-Muster unnachahmlich und können daher zur eindeutigen Identifikation verwendet werden. Dadurch wird es besonders schwierig, diese Eigenschaften zu fälschen oder zu kopieren. Fingerabdrücke lassen sich beispielsweise nicht so problemlos duplizieren, weil sie sich aus komplexen Mustern konstruieren und durch individuelle Merkmale wie Linien sowie Wirbel gekennzeichnet sind. Selbst Gesichter sowie Iris-Muster sind schwierig zu fälschen, da sie viele verschiedene Details enthalten, welche alle nachgebildet werden müssten. Dadurch wird es für Eindringlinge schwerer, biometrische Authentifizierungssysteme zu vermeiden, was das Verfahren sehr sicher macht. Weit sicherer als ein normales Kennwort.

Im Direktvergleich zu Kennwörtern sowie PINs sind Verfahren, die biometrische Eigenschaften zur Authentifizierung nutzen, viel benutzerfreundlicher: Statt sich lange Zahlen- oder Buchstabenkombinationen merken bzw. eintippen zu müssen, genügt es, das biometrische Attribut zu scannen, um Zugang zu erhalten. Dies vereinfacht die Nutzung und verkleinert das Risiko von menschlichen Fehlern oder vergessenen Passwörtern. Der biometrische Authentifizierungsprozess ist darüber hinaus schlichtweg einfacher und schneller.

Ungeachtet dieser Vorteile sind biometrische Authentifizierungssysteme nicht frei von Herausforderungen oder Gefahren. Zudem wirft ihr Einsatz natürlich auch Fragen zum Datenschutz auf: Wie sowie wo werden die privaten biometrischen Daten erfasst und gespeichert? Wie kann garantiert werden, dass diese bloß für den vereinbarten Zweck verwendet werden?

Hat die biometrische Authentifizierung auch Schwächen?

Die größte Herausforderung bei der Benutzung biometrischer Authentifizierungssysteme ist die Datenintegrität. Die Daten sollten absolut sicher abgesichert werden, um eine unerlaubte Nutzung oder den Zugriff durch Dritte zu verhindern. Das ist aber leider in der Praxis nicht immer der Sachverhalt: In 2019 gab es zum Beispiel ein Datenleck in einer Biometrie-Sicherheitsfirma, das hierzu geführt hat, dass mehr als eine Million Fingerabdrücke online abrufbar waren. Es ist demzufolge entscheidend, dass Unternehmen sowie Organisationen, welche biometrische Authentifizierungssysteme verwenden, wirklich strikte Sicherheitsmaßnahmen einführen, um die Unversehrtheit der gespeicherten Daten zu gewährleisten. Obendrein gilt es, jegliche gesetzlichen sowie regulatorischen Bedingungen für den Einsatz biometrischer Authentifizierungssysteme zu befolgen, wie etwa essenzielle Datenschutzbestimmungen.

Eine andere Schwäche biometrischer Authentifizierungssysteme: Diese sind nicht fehlerfrei. Dies dürfte niemanden überraschen, trotzdem wäre es an dieser Stelle erwähnt. Es kann passieren, dass ein System einem berechtigten Nutzer keinen Zugang gewährt („False Reject Rate“) oder – was wesentlich ärgerlicher ist – einen unberechtigten Nutzer irrtümlicherweise akzeptiert („False Accept Rate“). Diese Art und Weise der Fehlerquelle nimmt hierdurch zu, dass Leute sich physiologisch verändern – ob durch Alterung, Unfälle oder Erkrankungen. Das führt ohne Frage zu Schwierigkeiten, wenn das System einen Benutzer nicht mehr erkennt, obgleich er legitim ist. Daher ist es wichtig, dass biometrische Authentifizierungssysteme in gleichen Abständen überprüft werden, um jene Veränderungen zu beachten und die Gründlichkeit der Erkennung zu optimieren.

Die Sicherheit biometrischer Authentifizierungsverfahren erhöhen

Ja, der Einsatz biometrischer Authentifizierungsverfahren birgt Gefahren. Dessen ungeachtet gibt es ebenso Möglichkeiten, die Zuverlässigkeit dieser Systeme zu erweitern: Sämtlichen voran wäre hier eine Chiffrierung. Biometrische Daten sollten generell verschlüsselt gespeichert sowie übermittelt werden, um diese vor unbefugtem Zugriff zu behüten.

Außerdem ist es ratsam, biometrische Authentifizierungsverfahren mit der Multifaktor-Authentifizierung zu verknüpfen, sie also nicht alleinig einzusetzen, sondern kombiniert mit anderen Verfahren wie klassischen Passwörtern, Sicherheitsfragen oder Einmalkennwörtern. Dies erschwert es Angreifern, Zugriff zu bekommen, selbst wenn sie ein Kriterium erfolgreich fälschen.
Da die Technologie zur biometrischen Authentifizierung sich ständig fortentwickelt, werden auch stetig neue Verfahren erforscht, wie etwa eine Venenerkennung oder eine Gehmustererkennung. Doch so wie auch die Authentifizierungsmethoden sich entwickeln, „wachsen“ ebenso die Bedrohungen mit. Es ist daher nützlich, biometrische Systeme regelmäßig zu aktualisieren, um auf neue Gefahren und Technologien pünktlich antworten zu können.

Wollen auch Sie biometrische Authentifizierungssysteme in Ihrem Unternehmen etablieren und als Teil der Multifaktor-Authentifizierung verwenden? Dann sprechen Sie uns gerne an! Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrem Vorhaben.

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